Knirschender und knackender Kiefer – CMD?

Schlagwörter: |Kategorien: Blog|

Ein knackendes Geräusch beim Öffnen des Kiefers kann ein Indiz für eine Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, sein. Eine CMD ist eine Kieferfehlstellung, die durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden kann und sich daher auch in zahlreichen Symptomen niederschlägt. Nicht jeder Patient vermutet eine Kieferfehlstellung bei sich, wenn er z.B. unter häufigen Kopf- oder Rückenschmerzen leidet oder aber wenn der Kiefer gelegentlich knackt. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, was der Auslöser einer CMD sein kann, wie das Knacken entsteht und wie die CMD in unserem CMD Zentrum in Lübeck behandelt wird.

Was ist eine CMD?

Die Craniomandibuläre Dysfunktion beschreibt eine Fehlstellung bzw. ein Ungleichgewicht zwischen Schädel und Unterkiefer. Da die Kiefergelenke über Muskeln, Sehnen und Faszien direkt mit dem Schädel und der Wirbelsäule verbunden sind, wirken sich Kieferfehlstellungen, auch wenn es nur um 0,2 bis 0,7 Millimeter sind, auf den gesamten Körper aus. Die von der CMD ausgelösten Fehlstellung versucht der menschliche Körper auszugleichen, wodurch er in eine Zwangsposition gerät und weitere Symptome entstehen.

Wenn beispielsweise der Nacken versucht, die Kieferfehlstellung zu kompensieren, verspannt er sich und dies führt zu Nackenverspannungen und Schmerzen. Die Verspannung kann dann soweit gehen, dass weitere Körperregionen, z.B. Hüften und Knie betroffen sind und auch hier Fehlstellungen und schiefe Haltungen hervorgerufen werden.

Wie entsteht CMD?

Die Ursachen für eine CMD können vielfältig sein. So können bereits kleine Veränderungen der Bisslage oder -höhe dafür sorgen, dass die Zähne nicht mehr korrekt übereinander stehen und der Kiefer in eine falsche Position gerät. Auch Stressbewältigungsmechanismen wie das Zähneknirschen können eine CMD bewirken. Ebenso können angeborene oder durch einen Unfall verursachte Kieferfehlstellungen eine CMD auslösen.

Bei der CMD wird auch von einer absteigenden und einer aufsteigenden Symptomatik gesprochen. Die absteigende Symptomatik meint, dass die CMD von der Kieferfehlstellung ausgelöst wird und sich dann absteigend über den gesamten Körper auswirkt, z.B. in Form von Nacken-, Rücken-, Knie- oder Hüftschmerzen. Eine aufsteigende Symptomatik hingegen bedeutet, dass die Fehlstellung des Kiefers durch z.B. einen Hüftschiefstand oder eine Fehlhaltung des Rückens aufsteigend ausgelöst wurde.

Wieso knackt der Kiefer bei einer CMD?

Kieferknacken kann, muss aber nicht auf eine CMD hinweisen. Wenn bei Ihnen ein gelegentliches Knacken, z.B. beim Gähnen oder Kauen vorkommt, muss dies erstmal kein Grund zur Sorge sein. So wie auch andere Gelenke, z.B. das Knie oder der Arm gelegentlich knacken, so kann dies eben auch im Kiefer vorkommen.

Ein Kiefergelenksknacken kann allerdings auf eine Diskusverlagerung hindeuten. Der Diskus articularis ist eine kleine Knorpelscheibe, die sich zwischen den knöchernen Gelenkanteilen befindet und mit der Gelenkkapsel und einem Teil der Kaumuskulatur verbunden ist. Der Diskus bewegt sich normalerweise bei Mundbewegungen mit dem Kiefergelenksköpfchen. Wird der Diskus jedoch durch eine Fehlstellung des Gelenks traumatisiert, kann es sein, dass er entweder komplett zerstört wird- dann reibt Knochen auf Knochen, oder aber der Diskus wird aus seinem Gelenkspalt rausgedrückt. Hier spricht man von der Diskusverlagerung. Der Diskus kann seitlich des Gelenks, davor oder dahinter liegen.

Die häufigste Verlagerung ist antiore (vordere) Diskusverlagerung. Das Kiefergelenksköpfchen muss dann bei der Mundöffnung erst auf den Diskus aufspringen, es knackt, der Mund geht auf. Beim Schließen springt das Köpfchen dann wieder ab, es knackt noch einmal. Fatal ist es, wenn die Sprungbewegungen nicht mehr funktionieren, aufgrund einer starken Schädigung des Bandapparates der Gelenkkapsel. Dann stößt das Köpfchen gegen den Diskus und der Mund kann nicht mehr geöffnet werden. Das kann z.B. daran liegen, dass der Gelenkkopf des Kiefergelenks nicht mit dem Diskus (die Knorpelscheibe, die den Gelenkkopf von der Gelenkgrube trennt, in die der Kopf bei Bewegung gleitet) gemeinsam nach vorne gleitet, sondern der Diskus alleine nach vorne rutscht. Wenn der Gelenkkopf dann nachrutscht, entsteht ein Knacken. Dies ist aber unbedenklich, denn durch kleinste Bewegungen beim Kauen oder Mund öffnen, kann sich der Gelenkkopf kurz vom Diskus lösen.

Wenn zusätzlich Schmerzen zu dem Kieferknacken dazu kommen, beispielsweise Ohren-, Nacken-, Schulter- oder Kopfschmerzen, dann könnte dies auf eine CMD hindeuten.
Auch Bewegungseinschränkungen des Kiefers (der Mund kann nicht richtig oder nur eingeschränkt geöffnet werden), schmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich oder Schwellungen sind Anzeichen für eine CMD. Ohrengeräusche und Ohrenschmerzen können ein weiteres Signal für eine CMD sein. Zudem sind auch psychosoziale Beschwerden ein Grund, zum Arzt zu gehen. Ist das Kieferknacken so laut und häufig, dass Sie sich nicht mehr in ein öffentliches Restaurant trauen, dann sollte die Ursache untersucht und behandelt werden.

Zähneknirschen als Ursache für Kieferknacken

Zähneknirschen (Bruxismus) kann ein weiterer Grund und Auslöser für das Kieferknacken sein. Denn durch nächtliches Zähnepressen oder gegeneinander reiben, verrutscht der Diskus aus seiner Position. Dann kann am nächsten Morgen ein knackendes Geräusch beim Kauen, Gähnen oder Sprechen entstehen. Neben dem nächtlichen Zähneknirschen gibt es auch den sogenannten Wachbruxismus, der ein Zähneknirschen oder -pressen am Tage bezeichnet. Hierzu neigen vor allem gestresste Menschen, die unbewusst ihre Zähne gegeneinander reiben oder pressen. Idealerweise haben die Zähne tagsüber keinen Kontakt miteinander, außer beim Essen oder Schlucken.

Wird man sich des Zähneknirschens bewusst und entstehen Begleiterscheinungen wie morgendliche Nackenverspannungen oder Kopfschmerzen, sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden. Mit einer Knirscherschiene kann dem Zähneknirschen entgegengewirkt werden, vor allem wenn man zum nächtlichen Zähneknirschen neigt. Behandelt man Zähneknirschen nicht, können langfristige Schäden wie Zahnfleischentzündungen oder Abrieb des Zahnschmelzes entstehen.

Wie wird eine CMD festgestellt?

Zunächst erfolgt die Anamnese des Patienten in Form eines Gespräches. In diesem wird erfragt, unter welchen Beschwerden Sie leiden und ob Sie z.B. einen Unfall oder zahnärztliche Behandlungen in der Vergangenheit hatten. Anschließend erfolgt zunächst eine manuelle Funktionsanalyse, bei der der Zahnarzt durch ertasten des Kiefer- und Schädel Bereiches bereits erste Erkenntnisse gewinnen kann. Sollte der Verdacht auf eine CMD naheliegen, so wird eine instrumentelle Funktionsanalyse folgen. Wie der Name es sagt, werden hier digitale Instrumente genutzt, um ein umfangreiches Bild des Kiefers und der Fehlstellung zu erhalten. Mehr zu der instrumentellen Funktionsanalyse erfahren Sie hier.

Wie wird die CMD behandelt?

Nachdem die Kieferfehlstellung genau mittels Funktionsanalyse festgestellt wurde, wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Je nach Schwere der Fehlstellung und weiterer Symptome kann es nötig sein, dass auch andere Fachbereiche einbezogen werden. So muss z.B. Physiotherapie oder Osteopathie verordnet werden, wenn die CMD sich auch auf den Rücken oder andere Regionen des Körpers auswirkt. Die Aufbissschiene ist fester Bestandteil der CMD Therapie. Diese wird individuell für den Patienten gefertigt und muss regelmäßig von ihm getragen werden, damit die Kieferfehlstellung erfolgreich therapiert werden kann.

In unserem CMD Zentrum finden Sie weitere Informationen rund um das Thema. Hier finden Sie u.a. auch einen Selbsttest, der Ihnen hilft, bereits vor dem Zahnarzt-Besuch eine CMD bei sich ausschließen zu können. Weiterhin finden Sie dort auch eine Patientengeschichte von uns. In unserem Blogbereich sind zudem viele Artikel, die sich mit Symptomen der CMD befassen.