Die Patientengeschichte2022-12-12T12:57:58+01:00

Patientengeschichten

An dieser Stelle finden Sie Krankengeschichte von zwei Patientinnen aus unserer Praxis in Lübeck zur Behandlung von Ursachen und Symtomen einer CMD. Natürlich haben die Patientinnen ihr Einverständnis zur Veröffentlichung der von ihnen selber verfassten Texte gegeben. Um den Text so authentisch zu halten, haben wir ihn nicht abgeändert, zusätzliche Zwischenüberschriften eingefügt oder durch weitere Formatierungen (Unterstreichen, Fett-Drucken etc.) angepasst.

Nicole Kuhn – Meine CMD und ich – Eine Krankengeschichte

Wenn der Kiefer außer Kontrolle gerät und der Körper sich nicht anpassen kann
Meine Leidensgeschichte von 2015 bis 2022

1. Die erste Zahnbrücke

„Jedes Kind kostet einen Zahn!“ – …eigentlich ein Mythos und doch sollte er sich bei mir bewahrheiten. Es begann nach der Geburt meines ersten Kindes im Jahr 2010. Circa ein Jahr nach der Geburt hatte sich die Zahnwurzel eines Backenzahns oben links entzündet. Es sollte eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt werden, vor der man mir erklärte, dass sich während der Operation herausstellen könnte, dass der Zahn nicht zu retten und daher zu ziehen sei. Ich willigte ein und holte mir leider keine zweite oder auch dritte Meinung. Es kam wie es kommen musste und der Zahn wurde gezogen. Die Wunde verheilte und ich kam mit der Lücke zwischen dem letzten und drittletzten Backenzahn eigentlich ganz gut klar. Der Zahnarzt fragte immer wieder einmal nach, ob wir die Lücke nicht schließen sollten, doch dann wurde ich zu Beginn des Jahres 2013 erneut schwanger und verschob „die Zahngeschichte“ immer wieder.

Ende 2014 sprach mich der Zahnarzt erneut an und bot mir eine halbseitige Zahnbrücke an, die bei ihm auch gut funktioniere. Dabei könne der vordere Backenzahn erhalten werden und müsse nicht heruntergeschliffen werden.

Dieses Konzept hatte mich überzeugt, war aber ein paar Wochen später beim Abschleifen hinfällig. Mir wurde erklärt, dass dieses Kontrukt sich doch nicht langfristig stabil einsetzen lassen werde. Daher wurden beide Zähne schmerzhaft abgeschliffen und ich mit Schmerzen und Tränenüberströmt nach Hause geschickt. An das Provisorium habe ich mich dann irgendwie und nach Wochen gewöhnt und konnte ganz gut damit leben.

Am 18.2.2015 wurde mir dann die Brücke eingesetzt – gleich endgültig, da sie angeblich so gut passen würde. Für mich fühlte es sich gleich störend an, aber meine Einwände wurden beiseitegschoben: das sei eine Frage der Gewöhnung. Damit begann eine lange und schmerzvolle Zeit, da ich auf der linken Seite nicht mehr kauen konnte. Es war äußerst empfindlich und schmerzhaft und eine Belastung der Brücke undenkbar. Leider konnte mir der Zahnarzt nicht helfen und hat trotz mehrfacher Besuche keine Lösung herbeiführen können. Ich wurde sogar behandelt wie eine Mimose, die sich nicht so arg anstellen solle. Daher nahm ich dann wochenlang hochdosierte Schmerzmedikamente und verlagerte schließlich das Kauen auf die rechten Seite. Damit konnte ich dann einigermaßen gut leben.

2. Die zweite Zahnbrücke

Das einseitige Kauen auf der rechten Seite forderte schließlich auch seinen Tribut:
Ende 2016 bekam ich einen schmerzhaften, entzündlichen Ausschlag beider Hände. Ein aufgesuchter Hautarzt verwies mich neben der Gabe von kortisonhaltiger Creme an meinen Zahnarzt. Die Hände wurden besser und ein Röntgenbild offenbarte dann eine Entzündung der Wurzel eines Backenzahns am rechten Oberkiefer. Mir wurde ein Antibiotikum verabreicht und die Entzündung kontrolliert.

Am 21.04.2017 fand dann das gleiche Spiel statt: Ankündigung einer Wurzelspitzenresektion, die in einer erneuten Zahnextraktion mündete. Die Wunde verheilte gut, doch war das Kauen nun anstrengend: auf der linken Seite funktionierte es nicht aufgrund der nicht belastbaren und schmerzenden Brücke und rechts war nun eine Lücke. Auch daran habe ich mich irgendwie gewöhnt und weitergelebt mit diesem desolaten Zustand: die Doppelbelastung einer Vollzeitstelle in leitender Position sowie als Hausfrau und Mutter zweier fordernder Jungen erlaubten nicht viel Zeit für ein Weiterverfolgen der Baustelle „Gebiß“.

So langsam machte sich dieser Zustand auch im Rest meines Körpers bemerkbar: der Nacken spannte, der Rücken tat weh und mir wurde immer wieder schwindelig. Daher besuchte ich auf eigene Kosten einen Osthopathen, der etwas Linderung brachte. Parallel bekam ich von der Krankenkasse hin und wieder Physiotherapierezepte erstattet. Als damalige Kassenpatientin glich dies bei meinem Hausarzt eher einer Bettelei als einer Bahandlung. Als Grund wurde dann die Sammeldiagnose „Stress“ oft und gern verwendet. Niemand forschte weiter…

Leider waren auch diese Anwendungen nicht Ziel führend. Mitte 2017 konnte ich langsam aber stetig immer schlechter schlucken. Parallel dazu wurde im August das Projekt der zweiten Zahnbrücke angegangen und ich bekam ein Provisorium, das seinen Zweck ganz gut erfüllte, das Problem aber nicht behob. Daher wurde im September der Kiefer bei meinem Zahnarzt manuell vermessen: auf meine Rechnung natürlich und leider auch noch ohne Befund.

3. Nichts geht mehr!

Jetzt ging nicht mehr nur das Kauen nicht mehr sondern auch noch das Schlucken! Ein Drama! Ich brauchte morgens über eine Stunde für das Herunterwürgen eines weichen Brötchens und aß irgendwann nur noch stückchenfreie Cremsuppen und Vanillequark. Ich nahm knapp 20kg ab, was bei meinen Schwangerschaftskilos anfangs nicht so schlimm war, mir aber zunehmend die Kraft nahm.

Der Hausarzt hat die Schluckbeschwerden untersucht, einen Abstrich gemacht, Blut entnommen und erst einmal ein starkes Antibiotikum „aus dem Panzerschrank“, ein sog. Rerserveantibiotikum geholt. Leider gab es weder einen Befund noch eines Besserung. Stattdessen eine nicht diagnostizierte Speiseröhrenentzündung und Hämorrhoiden! Ich war am Ende: körperlich komplett von der Rolle und auch psychisch stark getroffen: ich habe ja versucht, weiterhin zu 100% in Beruf und Familie zu funktionieren!

Dann begann mein Ärzte-Marathon: angefangen vom Besuch eines HNO Arztes, der meinen Rachen spiegelte und die Speiseröhrenentzündung diagnostizierte. Es wurde zu viel Magensaft produziert, da ich ja so ewig für das Kauen und Schlucken brauchte. Er verschrieb mir ein Medikament zur Regulierung des Magensaftes, Glücklicherweise waren die Tabletten so klein, dass ich diese in „nur“ einer halben Stunde „schlucken“ konnte. Er sagte mir aber, dass ich eigentlich schlucken können müsse: der Hals sei frei! Aber auch nach dem Abklingen der Entzündung stellte sich keine Besserung ein. Es wurde auf Anraten des HNO Arztes ein CT erstellt: während die Röntgenpraxis keinen Befund hatte, konnte der HNO Arzt jedoch die Bilder besser einordnen und brachte das erste Mal den Befund „CMD – Cranio Mandibuläre Dysfunktion“ als aus seiner Sicht wahrscheinlichste Möglichkeit auf.

Ich wurde nicht müde, jedem Arzt zu erzählen, dass ich das Gefühl hätte, dass der Prozess des Schluckens nicht mehr funktioniere. Leider konnte wohl niemand mit der Information etwas anfangen. Am wenigsten der Zahnarzt, der bei Kontrollterminen angeblich nichts feststellen konnte. Die Vermessung hätte ja auch nichts ergeben.

Ich suchte auch einen Orthopäden auf, der mich zum Röntgen schickte, aber aufgrund der Bilder keinen Befund erkennen konnte. Lediglich die Nackenverspannungen konnte er diagnostizieren und schickte mich zum MRT.

Ich suchte auf eigene Kosten einen Heilpraktiker auf, der die traditionelle chinesiche Medizin praktiziert und es mit Schröpfen, Akupunktur und Massagen versuchte und die Ursache darin sah, dass es Erfahrungen, Situationen o.ä. gäbe, die ich einfach nicht „herunterbekäme“. Grundsätzlich passte dies zu meiner Lebenssituation, da mir ja alles zu viel und einige Lebensumstände nicht mehr aushaltbar waren, aber dass dies allein zu den extremen Schluckbeschwerden führen könnte, hat sich mir nicht ganz erschlossen.

Parallel wurde eine Magenspiegelung durchgeführt, um die Ursache für die Speiseröhrenentzündung zu eruieren. Es wurde lediglich eine Schwachstelle zwischen Speiseröhre und Mageneingang festgestellt und mir geraten, ich solle viele kleine Mahlzeiten zu mir nehmen und möglichst auf zuckerhaltige Nahrungsmittel und Süßigkeiten wie Schokolade verzichten. Es lag ein gewisser Hohn in dieser Empfehlung, da ich ja bis auf Suppen, Quark und weiche Brötchen so gut wie nichts zu mir nehmen konnte! Man hatte mir auch hier nicht richtig zugehört, schließlich sei bei der Magenspiegelung nichts gefunden worden, was den Schluckprozess als solches behindern könnte.

Eine der mich behandelnden Physiotherapeutinnen gab mir den Tipp, eine Logopädin aufzusuchen. Diese hat mich und meine außergewöhnlichen Beschwerden endlich ernst genommen und zusammen mit mir Salzstangen gegessen. Sie hat zumindest herausgefunden, dass mein Zungenmuskel schwach sei und mir Übungen zur Stärkung empfohlen. Dies hat auch nur bedingt geholfen, gab mir aber das Gefühl, dass ich tatsächlich Beschwerden habe und sie mir nicht nur einbildete.

Die MRT Bilder wurden erstellt, ergaben in der Röntgenpraxis aber keinen Befund und der Orthopäde konnte diese leider nicht auswerten(!) und entließ mich daher ohne Befund. Bei einem meiner Kontrolltermine beim HNO Arzt war dieser in der Lage, die MRT Bilder einzulesen und zu analysieren und bemerkte – unter Vorbehalt, da er ja eigentlich nicht vom Fach sei – dass die Nackenwirbel Auffälligkeiten zeigten und wiederholte seine Einschätzung nach einer CMD.

Mein Zahnarzt wollte von dieser Diagnose nichts wissen und behauptete nur, dass die Zahnbrücke doch „toll“ sitze.

Inzwischen hatte ich nicht nur zunehmende Schmerzen in der Wangengegend sondern auch einsetzende Sehprobleme. Ein Besuch bei der Augenklinik brachte hier auch keinen Aufschluss sondern nur die Diagnose, dass meine Augen – vermutlich aufgrund meiner PC Arbeit – zu trocken seien.

Meinem Hausarzt war die gesamte Leidensgeschichte inzwischen auch nicht mehr geheuer und empfahl mir einen Termin in der Neurologie, um einen Schluckbefund zu bekommen. Diesen Termin habe ich auch wahrgenommen und als schlimmstes Erlebnis der gesamten Leidenskette verbucht: wenn einem eine kleine Kamera durch die Nase eingeführt wird und diese im Rachen baumelt während man blau gefärbte Krankenhauskost essen soll, ist dies nicht besonders angenehm. Ich schrie wie am Spieß! Aber auch dieser Befund war unauffällig und eine Ärztin, die mir daraufhin eine Mandarine zum Essen hinhielt, bemerkt nur, dass ich ja hochkonzentriert essen würde und nicht mehr normal. Mein Einwurf, dass der Prozess des Schluckens ja nicht funktioniere und ich Angst hätte, mich zu ver-schlucken, wurde nur mit „dann solle ich mal einen Psychiater zur Angstbewältigung aufsuchen“ abgetan.

Parallel holte ich mir bei einer anderen Zahnärztin eine 2. Meinung ein. Diese hat den Schiefstand der Zahnbrücke mit den althergebrachten Methoden auch nicht feststellen können. Immerhin riet sie mir aufgrund meines schlechten Allgemeinzustandes zur hochdosierten Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen – insbesondere Magnesium. Damit fühlte ich mich zumindest wieder etwas kräftiger.

Nun kam die Schilddrüse in den Fokus: es wurde eine Schilddrüsendiagnostik erstellt und dabei eine leichte Vergrößerung der rechten Hälfte diagnostiziert und mir Medikamente zur Regulierung verschrieben. Diese waren jedoch so groß, dass ich sie unmöglich einnehmen konnte.

Eine Bekannte empfiehl mir eine andere Heilpraktikerin, die ich dann – erneut auf eigene Kosten – aufsuchte und die die Fehlstellungen in Rücken und Nacken feststellen konnte und durch ihr Eingreifen leicht verbessern konnte. Sie fragte mich dann, ob ein Zahnarzt bereits eine Funktionsanalyse durchgeführt hätte und empfahl mir nach einer langen Diskussion, ob die Vermessung bei meinem bisherigen Zahnarzt eine Funktionsanalyse sei oder nicht, einen Zahnarzt in Gießen, der eine umfangreiche Analyse durchführe.

Dieser führte dann auch eine vollumfängliche Funktionsanalyse sowie eine begleitende Akupunktur durch. Seine Diagnose kam schnell und anschaulich: CMD! Er hatte anhand die Messung ein Gestell des Kiefers mit meinen Daten aufgestellt und meinen Gebissabdruck dort integriert und konnte somit den Schluckprozess dargestellen: mein Gebiss schloss sich lange bevor es der Kiefer tat. Dies ist nicht der normale Schluckprozess und seine Aussage „Sie können gar nicht normal schlucken.“ brachte eine Erleichterung mit sich, die man nur nachvollziehen kann, wenn man ähnliches durchgemacht hat. Nicht Einbildung, psychische Probleme oder Überempflindlichkeit waren das Problem sondern ich hatte eine diagnostizierte Fehlstellung des Gebisses! Die Zahnbrücke war schlichtweg minimal zu hoch.

Nun folgten Abschleifen der Zahnbrücke, Vermessungen, Erstellung einer Positionierungsschiene und ständige Kontrollen. Dabei wurden Entzündungen an den Wurzeln der überbrückten Zähne festgestellt und zunächst behandelt. Mit parallel stattfindender manueller Therapie bei einem Physiotherapeuten ging es mir zwar nur ganz langsam, aber zusehends besser und das Schlucken wurde einfacher. Noch nicht wieder richtig gut, aber ich konnte meine Auswahl an Nahrungsmitteln kontinuierlich erweitern.

4. Es geht doch noch was!

Im Jahre 2019 folgte dann eine Änderung meines Wohnortes: weg aus Hessen an die Ostseeküste. Dies tat auch meinem Seelenheil gut und es ging mir besser.

Irgendwann wurden die Beschwerden aber wieder schlimmer und ich suchte eine mir empfohlene Osteopathin auf, die meine unnatürlich aufgebaute Halsmuskulatur entspannte und damit das Schlucken weiter verbesserte, da sie den Kehlkopfe „befreite“. Leider half dies nicht bei meinem sich verstärkenden Tinnitus und so suchte ich einen HNO Arzt auf, der einen Hörtest machte. Der Tinnitus wurde zwar diagnostiziert, eine Behandlung konnte aber nicht wirklich empfohlen werden: Osteopathie sei gut und Entspannung sei notwendig. Mit Akupunktur wurde dies unterstützt. Eine Heilung konnte damit jedoch nicht erreicht werden.

In der Zeit schlief ich nachts auch wesentlich schlechter. Beim Einschlafen hatte ich starkes Herzklopfen und schlief unruhig. Eines Abends hatte ich dann Beklemmungen in der Brust und Schmerzen im linken Arm, die auch nach ein bis zwei Stunden nicht besser wurden. Da es Sonntag Abend war, rief mein Mann den Rettungsdienst. Der Notarzt wies mich mit Verdacht auf Herzinfarkt – wobei drei von vier Indikationen von ihm ausgeschlossen werden konnten – in das nächstgelegene Krankenhaus, in dem eine Blutuntersuchuchung durchgeführt wurde. Diese war auch unaufällig, das starke Herzklopfen jedoch nicht. Man behielt mich zur Beobachtung für eine Nacht da. Weitere Untersuchungen am nächsten Tag brachten auch keinen Befund und so entließ man mich wieder mit der Anwesiung, ich solle es einmal mit Sport versuchen, um die verspannte Muskulatur zu trainieren.

Ich googelte dann Mitte 2021 einmal nach „CMD“ und „Schleswig-Holstein“ und fand das CMD Zentrum rund um Dr. Klaus-Peter Clausen in Lübeck. Ich vereinbarte einen Termin und nahm mein Sammelsurium an MRT und CT Aufnahmen sowie meinen dokumentierten Krankheitsverlauf mit. Herr Dr. Clausen hat die Datenträger einlesen können und relativ zügig anhand einiger Untersuchungen die Diagnose CMD stellen können.

Interessant dabei waren zum Einen ein umfangreicher Fragebogen vor Beginn der Untersuchung, der u.a. Fragen enthielt wie „Sind Ihre Haarwurzeln bei Berührung empfindlich?“, „Haben Sie Sehprobleme ?“ oder „Leiden Sie unter Tinnitus?“. Aber auch die Untersuchungen auf einer Liege anstelle des Zahnarztstuhls waren überraschend, aber sehr aufschlussreich. Die ganzheitliche Betrachtung meines Körpers mit allen Zusammenhängen in diesem Detailgrad war neu und auch die Frage „Lagen Sie als Baby in einer Hüftschale“ überraschend, aber nach der Erklärung von Dr. Clausen einleuchtend, da ja die Hüfte und der Kiefer im Bewegungsapparat zusammenhängen.

Nun folgten erneut MRT Aufnahmen sowie der Hals- aber auch der Lendenwirbelsäule. Die Röntgenabteilung der Klinik zeigte komplettes Unverständnis, dass ich ein Rezept eines Zahnarztes mitbrachte. Auf meine Erklärungen hin erntete ich ungläubiges Schulterzucken, da man offensichtlich keinen ganzheitlichen Ansatz verfolgte. Die Erstdiagnose in der Klinik war lediglich eine schlecht ausgebildete Muskulatur, aber normale Abnutzungserscheinungen. Ich solle mehr Sport treiben, war deren Ansatz.

Herr Dr. Clausen hat die DVDs ebenfalls eingelesen und einiges mehr herausgefunden: eines Zyste, Fehlstellungen der Wirbel und des Kiefers sowie eine schwache (autochthone) Tiefen-Muskulatur. Dies klang schon ganz anders und hat vor allem Ansätze für eine mögliche Behandlung gegeben. Mir wurde Mut gemacht mit Sätzen wie „Sie erfüllen alle Kriterien einer klassischen CMD-Erkrankung“ und „Das bekommen wir schon wieder hin!“ Ich fühlte mich verstanden, aufgehoben und irgenwie angekommen mit meinen Beschwerden. Auch konnte er mir meinen „Herzinfarkt“ Anfang 2020 erklären: dies sei nicht ungewöhlich, genau wie das starke Herzklopfen: dies käme von der großen Faszie, die vom Kopf bis auf die Brust führe und bei mir wohl die Symptome auslösen.

Nun begann ein langwieriger und eigentlich unnötiger Prozess mit der Krankenkasse. Nach Erstellung eines Kostenvoranschlags für diese umfangreiche und ganzheitliche Behandlung fand nun eine nervenaufreibende Analyse seitens der Krankenkasse statt: Fragebögen wurden versandt, Befunde mussten vom Zahnarzt erstellt und dokumentiert werden. Dazu kam, dass die Post angeblich Unterlagen nicht an die Krankenkasse übermittelt hätte und ich so die zuvor digital archivierten Belege elektronisch an die Krankenkasse schickten musste. In weiser Voraussicht hatte ich diese alle eingescannt!

Nun konnte sich die Krankenkasse nicht mehr mit Ausflüchten behelfen und sagte mir die Kostenübernahme von ca. 25% der Kosten zu. Dennoch startete ich Anfang März 2022 die Behandlung: erneut wurde ich umfassend vermessen mit modernen Apparaturen und Verfahrensweisen. Dann wurde eine neue Positionierungsschiene erstellt, die ich seitdem so oft es mir möglich ist, trage.

Schon bald stellten sich erste Verbesserungen ein.

Leider erkrankte Ende März mein kleiner Sohn an einem unheilbaren Gehirntumor. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf meinen Behandlungserfolg. Herr Dr. Clausen und sein Team haben sich auch in dieser Phase als sehr verständnisvoll und hilfsbereit erwiesen – einfach als mitfühlende Menschen weit über den Tätigkeitsbereich hinaus! Man bot mir an, die Behandlung zunächst auszusetzen, aber damit wäre niemandem geholfen. Gerade jetzt brauchte ich Kraft und Beschwerdefreiheit. Nun stellt sich der Behandlungserfolg zwar weitaus verzögerter ein, aber er ist erkennbar!

Am 2. Juni war dann ein kleiner Durchbruch: nach durchgeführter Kontrolle und Anpassung der Schiene hat Herr Dr. Clausen auch meine erste Rippe behandelt. Als ich anschließend im Wartezimmer saß und auf den nächsten Behandlungsschritt wartete, stellte ich fest, dass das Schlucken sich nun wieder normaler anfühlte und ich auch wieder normale Schluckgeräusche hatte. Hätte ich noch Tränen übrig gehabt, hätte ich vor Freude weinen können. Seitdem verbessert sich auch das Schlucken stetig. Nun muss ich tatsächlich meine Angst überwinden und beim Schlucken „loslassen“ und wieder unbewusster und nicht hochkonzentriert essen.

Ich kann kaum in Worte ausdrücken, wie dankbar ich Dr. Clausen und seinem Team in ihrer verständnisvollen, unaufgeregten und hochprofessionellen Art bin. Es zeigt sich einmal mehr, dass bisherige Grenzen in der ganzheitlichen Betrachtung des menschlichen Körpers nicht weiterführen und lediglich schwerpunktmäßige Behandlung von sog. Spezialisten nicht zur Heilung beitragen. Auch hat sich gezeigt, wie unflexibel unser Gesundheitssystem und die Krankenkassenversorgung aufgstellt ist. Offensichtlich steht nicht der Mensch und seine Gesundheit im Fokus sondern betriebswirtschaftliche Erfolgsfaktoren und renditeträchtige Strukturen in der Gesundheitsversorgung.

Ich bin gerade Ärzten wie Herrn Dr. Clausen, Herrn Dr. Adam und dem HNO Arzt Dr. Botor für ihre vorausschauende und ganzheitliche Betrachtungsweise zu mehr als Dank verpflichtet und freue mich, dass sie über ihren Tellerrand hinwegsehen können und dies auch tun. Ansonsten würden Patienten wie ich lange Jahre erfolglos zu Psychiatern gehen, um Ängste zu bewältigen, für die es körperliche Ursachen gibt.

Meine Krankengeschichte oder besser formuliert mein Leidensweg

Im Vorfeld möchte ich erwähnen, daß immer wieder Probleme mit meinen Zähnen auftraten. Zum Beispiel ein eitriger Zahn, der bei mir nicht erkannt wurde, da lt. Aussage des behandelnden Zahnarztes bei mir keinerlei Schwellungen der Wange erkennbar waren. Nach drei Wochen starker Schnmerzen bohrte ein anderer Zahnarzt den besagten Zahn auf und  Eiter kam ihm entgegen. Auf alle Vorgänge, Ärzte und Therapeuten möchte ich hier nicht eingehen, denn dies würde den Rahmen sprengen. Schon sehr früh war mir klar, Amalgam im Mund kann nicht gesund sein. Damals war diese Art von Füllung aber noch gang und gäbe. Meine damalige Hausärztin, die sich auch mit alternativen Methoden beschäftigte, riet mir, einen Allergietest bei einem Hautarzt zu machen, denn wenn dieser positiv sei, würde die Krankenkasse alle Kosten einer Sanierung übernehmen. Ich ging zum Hausarzt, machte den Test und tatsächlich war dieser positiv. Ich reagierte allergisch auf Amalgam, Nickel und noch einige andere Substanzen. Der Hausarzt war sehr erstaunt und sagte mir, nur ganz wenige Menschen würden bei diesem Test positiv reagieren. Er stellte mir einen Allergieausweis aus und die Krankenkasse übernahm in der Tat alle Kosten der Sanierung. Mein Zahnarzt brummte zwar damals, dies wäre doch alles Blödsinn, aber er holte alle Amalgamfüllungen heraus und ersetzte diese durch Goldfüllungen. Ich freute mich und glaubte, ich hätte nun meinen Körper von dem Schwermetall entlastet. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, daß in jeder Goldfüllung auch in der Regel Palladium enthalten ist und dies wiederum eine allergische Kreuzreaktion mit Nickel bildet. Aber darauf gehe ich später ein.

Nun zu den wichtigsten Ereignissen meiner Krankengeschichte:

Anfang des Jahres 2010 kam es mal wieder zu Zahnschmerzen im Unterkiefer. Ich ging zu meinem Zahnarzt und nach einigen Behandlungen machte er eine Wurzelbehandlung, weil sich die Schmerzen nicht erfolgreich eindämmen ließen. Ich war sehr skeptisch, da er bei mir schon mal eine Wurzelbehandlung bei einem andere Zahn durchführte, dieser sich aber auch nach zwei Wurzelspitzenresektionen und immer wieder Gabe von Antibiotika nicht beruhigen ließ, so dass er letztendlich nach ungefähr einem Jahr mit Schmerzen und  erfolglosen Therapien ratlos den Zahn zog. Danach war ich schmerzfrei und bekam eine Brücke. Allerdings hörte auch bei dem oben genannten Zahn der Schmerz nach der Wurzelbehandlung nicht auf. Unter anderem war der Arzt auch nicht mehr in der Lage, das Schmerzgebiet adäquat zu betäuben. Die örtlichen Betäubungen zeigten nicht mehr die erwünschte Wirkung. Dabei stach er mir einmal in den Nerv und es kam zu einem blitzartigen Empfinden. Danach hatte ich kein Vertrauen mehr zu diesem Zahnmediziner.

Im Februar 2010 wechselte ich zu einer Zahnklinik mit Belegärzten in der Hoffnung auf Besserung. Dieser Dr. med. dent. empfahl mir auch hier eine Wurzelspitzenresektion. Als ich ihm erklärte, daß ich schon zwei erfolglose solcher Behandlungen bei einem anderen Zahn hatte, überredete er mich mit seinem fachlichen Wissen und sagte, es komme immer darauf an, wie man so etwas durchführe. Auch hier stellte sich nach kurzfristiger Besserung und erneutem Antibiotikaeinsatz kein dauerhafter Erfolg ein. Als der Zahn nach einiger Zeit zugemacht wurde, fing dieser wieder an zu toben. Es kam noch schlimmer, denn plötzlich bekam ich im Oberkiefer bei einem vor Jahren wurzelgefüllten Zahn auch Schmerzen. Ich fuhr wieder zu dieser Zahnklinik und auch jetzt empfahl man mir eine Wurzelspitzenresektion, die der dort  praktizierende Chirurg erneut durchführte. In meiner Verzweiflung stimmte ich wieder einmal zu. Natürlich besserte sich auch hier mein Zustand nicht. Aber die Situation im Oberkiefer war noch erträglich. Einigermaßen ratlos machte man noch einmal ein Röntgenbild und konnte keine Anzeichen für eine Entzündung entdecken. Der oben genannte Chirurg diagnostizierte dann einen atypischen Gesichtsschmerz und verwies mich an einen Schmerztherapeuten in einem in der Nähe gelegenen Krankenhaus. Ich bekam dort einen Termin und man wollte mich mit Opiaten und Psychopharmaka einstellen. Da ich mich leider mit solchen Medikamenten nicht anfreunden konnte und meinen Organismus nicht noch mehr belasten wollte, verwarf ich diesen Therapieansatz.

Ich wechselte mal wieder den Zahnarzt. Der machte ein Röntgenbild und zog mir den Zahn im Unterkiefer, mit der Aussage dieser wäre nicht mehr zu retten. Ich war erleichtert und hoffte auf Besserung. Die stellte sich leider nicht ein. Er säuberte mehrfach die Wunde, aber nichts half. Es wurde immer schlimmer. An einem der folgenden Wochenden hielt ich es nicht mehr aus und ging zu einem zahnärztlichen Notdienst. Der dort zuständige Mediziner war zunächst sehr verstimmt und erklärte mir unfreundlich, ich würde doch nicht zu seinem Einzugsbereich gehören und warum ich denn zu ihm kommen würde. Gnädig behandelte er mich dennoch und machte mal wieder ein Röntgenbild. Daurauf war dann ersichtlich, daß der vorherige Zahnarzt erhebliche Wurzelreste vergessen hatte und er entfernte diese. Mal wieder musste ich mich einer Antibiotikatherapie unterziehen. Die schlug jedoch leider nicht an. Zudem war ich sehr verärgert und stellte den Arzt, der die Wurzelreste vergessen hatte, zur Rede. Der erklärte mir daraufhin, so etwas könne schon mal passieren. Diese Aussage machte mich dann, man möge es mir verzeihen, sehr wütend und ich ging.

Die Schmerzen blieben und wurden immer schlimmer und meine Verzweiflung wuchs. Es folgten Versuche bei einigen Heilpraktikern und Therapieansätze meiner Hausärztin, aber nichts half. Irgendwann bekam ich einen Tipp von einer Angestellten meiner Hausärztin, ich möge doch Zahnarzt XYZ ausprobieren, denn der hätte einer Freundin ihrerseits sehr geholfen.

Mitte April 2010 wechselte ich zu diesem Zahnarzt und fühlte mich dort auch gleich sehr gut aufgehoben. Er säuberte den Bereich im Unterkiefer erneut und verschrieb mir hochdosiert Antibiotika und Ibuprofen. Nach einigen Wochen endlich beruhigte sich die Situation im Unterkiefer und die Schmerzen klangen langsam ab. Außerdem diagnostizierte besagter Arzt bei mir eine Metallunverträglichkeit und riet mir die vorhandenen Goldfüllungen schnellstmöglich zu entfernen und durch verträgliche Materialien zu ersetzen. Er erklärte mir, daß in diesen Palladium verwendet wird und ich solche Schwermetalle einfach nicht vertrage. Dies klang für mich plausibel, war es doch durch meinen Allergiepass belegt, wie ich anfangs schon erwähnte. In der Zwischenzeit verschlimmerte sich die Situation im Oberkiefer und die Schmerzen nahmen zu. Es wurde wieder geröntgt und mein nun behandelnder Zahnarzt entdeckte, der schon lange wurzelgefüllte Zahn war jetzt tatsächlich entzündet und zog ihn. Wieder einmal meinerseits die Hoffnung endlich schmerzfrei zu werden. Gleichzeitig drängte er auf eine baldige Entfernung der Goldplomben. Die sehr kostspielige Sanierung wurde vollzogen und bei dem Austausch einer Krone im Oberkiefer (neben dem gezogenen wurzelgefüllten Zahn) begannen nach einigen Tagen immer stärker werdende Schmerzen, welche unerträglich wurden. Er versuchte alles, aber die Situation verschlimmerte sich ständig. Auch dieser Zahn wurde gezogen, aber nichts wurde besser. Der Zahnarzt beharrte darauf, daß es sich hier um eine Trigeminusneuralgie handle, aufgrund der jahrelangen Vergiftung durch die Schwermetalle. Ich sagte ihm immer wieder, ich hätte das Gefühl, irgendetwas würde auf den Nerv drücken und ob es  sich hier um einen entzündlichen Prozess handeln könne. Er verneinte dies, denn auf Röntgenbildern war eben auch nichts mehr zu sehen und riet mir dringend zu einer Entgiftung bei einem Arzt in der Nähe, der diese durch Infusionen vollzöge. Nur dann würde alles besser. Durch diese Empfehlung geriet ich an einen wirklich tollen Menschen, der mir unbedingt helfen wollte. Er wußte, wovon ich redete, litt er doch selber einmal ein halbes Jahr an einer Trigeminusneuralgie. Diese Infusionen waren sehr teuer, aber er half mir trotzdem selbstlos weiter. Leider stellte sich auch hier keine dauerhafte Besserung ein. Es war richtig, die für mich belastenden Metalle zu entfernen, nur  war mir irgendwann klar, es ging nicht nur um die Vergiftung, denn dann hätte nach 12 Infusionen meiner Meinung nach eine Besserung eintreten müssen. Mir ging es immer schlechter und die Situation wurde für mich unerträglich. Wenn es auf einer Schmerzskala 10 gibt, hatte ich gefühlt 15. Ich weinte oft, brach jetzt auch mit meiner Psyche ein, weil man diese Art von Schmerzen einfach nicht aushalten kann. Normale Schmerzmittel schlugen nicht an. Ich war auch jetzt nicht mehr in der Lage, meine Familie richtig zu umsorgen. Dies war eine sehr belastende Situation für meinen Mann und meine zwei Töchter.

Im Mai 2010 entschied ich mich total zermürbt und voller Schmerzen für den ersten Krankenhausaufenthalt. Dort schilderte ich meine desolate Situation. Ich wurde einem Neurologen mit dem Verdacht auf Trigeminusneuralgie oder atypischem Gesichtsschmerz vorgestellt. Er konnte diesen Verdacht nicht bestätigen und fand dafür keine Hinweise. Weiter wurde eine Zahnärztin hinzugezogen, die einen entzündlichen Befund durch die Zahnextraktion Zahn 1/4 vorfand. Die Wunde wurde erneut geöffnet und ein Drainagestreifen eingelegt. Wieder einmal Antibiotika und Schmerzmittel. Nichts besserte sich. Alle mir verordneten Medikamente wie Ibuprofen, Paracetamol, Lyrica usw. brachten nichts. Ich erhielt weiter Physiotherapie, auch  ohne Erfolg. Während dieser Zeit kam es bei mir erstmalig auch noch zu Ohrgeräuschen. Auch hier ein negativer Befund durch einen HNO-Arzt.  Nach einem zweiwöchigem stationären Aufenthalt wurde ich entlassen. In dem Entlassungsbericht las ich etwas von deutlicher Besserung. Aber so war es nicht.

Wieder Zuhause ging der Kampf mit den Schmerzen weiter. Zum ersten Mal erlebte ich, Ärzte können mir nicht helfen und mich von meinen Scherzen befreien. In meiner Verzweiflung ging ich zu einem in der Nachbarschaft wohnenden Arzt, welcher sich mit Craniomandibulärer Dysfunktion (Fehlregulation des Kiefergelenks)  beschäftigte. Ich hatte von seinen guten Erfolgen gehört. Er fing an mich zu behandeln und klärte mich über meine krankhafte Bisssituation auf. Er wendete kinesiologische Methoden an und riet mir zu einer passenden Schiene. Ich wurde immer wieder eingerenkt. Leider konnte er sich mit meinem Zahnarzt nicht einig werden, da dieser ja an eine Vergiftung glaubte. Wieder einmal hohe Kosten, die ja leider von den Krankenkassen nicht übernommen wurden. Trotzdem behielt ich diese Diagnose im Hinterkopf. Zu dem Zeitpunkt war ich nicht mehr in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich war völlig verwirrt von vielen Diagnosen und von den Schmerzen, die sich nicht eindämmen ließen. Ich wußte nicht mehr ein und aus.

Im Juni 2010 empfahl mir meine Hausärztin einen stationären Aufenthalt in einem neurologischen Krankenhaus. Dort war ich dann für zwei Wochen. Angeschlossen an dieses Krankenhaus war auch eine Klinik für psychiatrische Erkrankungen. Wieder einmal die Hoffnung, man möge die Ursache für mein Leid finden. Es erfolgten neurologische Untersuchungen, wie eine Nervenleitbahnmessung, eine Punktion des Rückenmarks, ein CT sowie EKG. Alles ohne Befund. Ich wurde mal wieder medikamentös eingestellt ohne erhebliche Besserung Außerdem bekam ich Physiotherapie und ich nahm an Entspannungsverfahren teil. Auch hier kam es nur zu kurzfristigen Verbesserungen. Man diagnostizierte auch eine mittelschwere Depression. Bei der letzten Behandlung, meiner sehr netten Physiotherapeutin machte mir diese Mut weiter nach Alternativen zu suchen. Sie verriet mir, daß bei dem Teamgespräch der für mich zuständige Arzt die Vermutung äußerte, meine Schmerzen seien auf die Psyche zurückzuführen. Beim abschließenden Entlassungsgespräch mit diesem Arzt fragte ich ihn, was er denn an meiner Stelle machen würde mit einem Schmerzpegel von gefühlt 15. Er antwortete mir, dies würde er nicht aushalten. Ich erwiederte dann, ich müsse dies aber schon seit einem halben Jahr ertragen. Daraufhin äußerte er sich nicht mehr. Diagnose chronisches Schmerzsyndrom. Weitere Behandlung mit Pregabalin und Fentanylpflaster und Höherdosierungen sollten erfolgen. Er empfahl mir auch ein multimodales Schmerzkonzept und dann wurde ich entlassen.

Für mich war dies alles sehr unbefriedigend, denn eine innere Stimme sagte mir immer wieder, irgend etwas stimmt auch lokal nicht. Da man aber leider auf keinem MRT, CT oder Röntgenbild etwas entdecken konnte fiel ich immer wieder durchs Raster der Ärzte.  Es folgten weitere Therapieversuche wie Akupunktur und Osteopathie. Nichts half. Ich wechselte dann zu einem anderen sehr guten Arzt, der mir auch selbstlos half. Er versuchte es mit Infusionen, Ozonbehandlungen usw., aber es wurde einfach nichts besser. Auch er vermutete eine Craniomandibuläre Dysfunktion in Verbindung mit einem entzündlichen Prozess. Er verwies mich an einen bekannten Kieferchirurgen, mit der Bitte um Abklärung. Dieser diagnostizierte dann anhand eines  dreidimensionalen teuren MRT eine chronische Kieferostitis in mindestens zwei Quadranten. Ein erster Operationstermin für den schmerzenden Oberkiefer wurde im Juli 2010 vereinbart. Er bestätigte mir entzündliche Prozesse und säuberte den Knochen. Auch hier wurde mir auf Verdacht erneut ein Zahn gezogen. Er erklärte mir im Vorfeld schon, dass es ein schwieriger Weg werden würde, bis sich die Schmerzsituation verbessert. Leider blieb der Schmerz auch nach dem Eingriff unerträglich. Ich hatte keine Kraft mehr für eine erneute Operation und glaubte auch nicht mehr an eine Besserung.

Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und ging zu einem Schmerztherapeuten, der mich medikamentös einstellte und hochdosierte. Ich nahm 900 mg Timonil (ein Antiepeleptikum), 150 mg Palexia (ein Opiat), und 25 mg Amineurin (ein Antidepressivum). Zunächst besserte sich mein Zustand für ein paar Wochen erheblich und ich war sehr erleichtert. Endlich konnte ich wieder am Leben teilnehmen. Nach ein paar Wochen allerdings wurden die Schmerzen wieder sehr stark. Er wollte mich weiter hochdosieren, aber ich sah darin keinen Sinn mehr. Denn meiner Meinung nach würde sich der Körper auch an diese Dosis wieder gewöhnen und der Schmerz erneut durchbrechen. Ein HNO- Arzt versuchte es dann bei mir mit Neuraltherapie.  Es wurde kurzfristig besser, aber auch hier nicht auf Dauer. Er veranlasste ein erneutes MRT, wieder ohne Befund. Die Medikamente nahm ich weiter. Als mein Schmerztherapeut von dieser Behandlung erfuhr, wurde er wütend und sagte mir, ich solle aufhören mit solchen Therapien, die seiner Meinung nach nichts bringen würden. Ich weiß noch, wie er mir am Anfang erklärte, er würde Eigeninitiative bei seinen Patienten begrüßen. Ich war doch sehr erstaunt über seine Reaktion. Ich gebe zu, zwischenzeitlich durch viele Recherchen im Internet und durch meine negativen Erfahrungen war ich keine einfache Patientin mehr. Ich ließ mich nicht mehr schnell von Diagnosen überzeugen. Ich fing an, so gut es ging, mit den Schmerzen weiterzuleben und resignierte erstmal. Oft genug war es unerträglich trotz der hohen Medikamentendosierung. Ich konnte es nicht fassen, daß es in unserer heutigen Zeit nicht möglich ist, einen Schmerz zufriedenstellend einzudämmen.  

Ich recherchierte weiter im Internet und suchte nach Lösungen.  Dort stieß ich auf die Internetseite von Dr. Clausen, in Lübeck (Ein Zahnarzt, Master of Science für orale Chirurgie und Implantologie, der sich u.a. auf Craniomandibuläre Dysfunktion, abgekürzt CMD) spezialisiert hat.

Da ich zu dieser Zeit noch im Süden wohnte, konnte ich seine Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Allerdings verbrachten wir schon seit Jahren unsere Urlaube im Norden. Anfang des Jahres 2012 schlug mir mein Mann vor, ich solle doch probeweise nach Norddeutschland ziehen, weil es mir dort immer besser ging. Nach anfänglichem Zögern wagte ich im September 2012, zunächst mit meiner kleinen Tochter, den Umzug an die Ostsee. Mein Mann würde dann nach Antritt seiner Rente folgen. Wir fühlten uns sehr schnell wohl und wußten schon bald, daß wir dort nicht mehr weg wollten. Nach einiger Zeit fiel mir die Praxis von Dr. Clausen wieder ein. Lübeck war nicht so weit von meinem jetzigen Wohnort entfernt und ich vereinbarte einen Termin. In dieser Praxis fühlte ich mich erneut sehr wohl und wurde dort auch freundlich empfangen. Dr. Clausen  hörte sich meine Leidensgeschichte an und nach eingehenden Untersuchungen diagnostizierte er bei mir eine Craniomandibuläre Dysfunktion. Aber er schloss auch einen entzündlichen Prozess nicht aus. Meine desolate Bisssituation musste schnellstmöglich durch eine Schienentherapie angepasst werden. Es folgten bald nötige Vermessungen und ich erhielt eine Schiene mit angepasstem Provisorium im Oberkiefer, um die fehlenden Zähne auszugleichen. Danach erfolgten immer weitere Termine zur Kontrolle und zur erneuten Anpassung der Schiene. Schon bald wusste ich, daß es sich bei Dr. Clausen um einen außergewöhnlichen Arzt und Menschen handelte. Er nahm sich immer sehr viel Zeit für mich, und stellte meine Schmerzsituation nie in Frage. Er glaubte mir immer und reduzierte meinen Zustand zu keiner Zeit auf die Psyche. Dr. Clausen unternahm alles, um mir zu helfen.

Nach ungefähr einem Jahr und mit Hilfe einer sehr guten Physiotherapeutin gelang der Durchbruch. Meine Schmerzen reduzierten sich langsam auf ein erträgliches Maß. Oft genug hatte ich jetzt auch schmerzfreie Tage. Es gelang mir, meine Medikamente zu reduzieren und zum Schluss sogar konnte ich sie ganz absetzen. Nach dem Absetzen des letzten Medikamentes geriet ich kurzfristig in eine Entzugssituation, aus der mir jedoch ein guter Gesprächstherapeut heraushalf. Meine Lebensqualität verbesserte sich erheblich. Ich konnte es gar nicht glauben und war glücklich.

Nach einem dreiviertel Jahr, im Herbst 2014, wurde der Schmerzpegel leider wieder kontinuierlich höher. Ich konnte mir nicht erklären warum. Erst glaubte ich, alles würde sich wieder beruhigen, nur dem war nicht so. Auch meiner Physiotherapeutin gelang es nicht mehr, die Schmerzsituation zufriedenstellend runterzufahren. In meiner Verzweiflung ging ich wieder auf die Suche. Ich ließ mir von einem Heilpraktiker den Atlas (erster Halswirbel) einstellen, in der Hoffnung, dies würde helfen. Die Schmerzen wurden schlimmer. Auch er vermutete einen entzündlichen Prozess im Oberkiefer mit Veränderung der Knochenstruktur. Er verwies mich an einen Kieferchirurgen mit der Bitte um Abklärung. Es wurde wieder einmal geröntgt. Er schaute sich die Bilder an und erklärte mir, es wäre schon etwas zu sehen und er würde operieren. Aber so ganz sicher war er sich nicht. Dies erschien mir dann zu vage und ich verwarf einen operativen Eingriff zunächst. Weiter hatte ich auch einfach kein Vertrauen mehr. Ungefähr zeitgleich erstellte auch Dr. Clausen eine erneute DVT-Aufnahme. Auch jetzt nahm er sich wieder sehr viel Zeit für mich und die Analyse der Röntgenaufnahmen. Auch er vermutete entzündliche Prozesse, wollte aber zu dem Zeitpunkt noch nicht operieren. Außerdem verschlechterte sich die Schienensituation zunehmend, da diese durch mein Zähnezusammenbeißen immer wieder brach. Mir ging es zunehmend schlechter und auch hier wurde mir an einem Wochenende selbstlos von Dr. Clausen und seiner Mitarbeiterin geholfen. Er vermittelte mich, auch wenn es ein Samstag war, an einen ihm bekannten Kieferchirurgen. Dieser nahm sich netterweise Zeit für mich. Er untersuchte mich und machte seinerseits auch eine Röntgenaufnahme, konnte allerdings keine entzündlichen Prozesse erkennen. Seiner Meinung nach handelte es sich hier um einen erneut ausgelösten Phantomschmerz. Er empfahl mir ein multimodales Schmerzkonzept. Ich konnte diesen hohen Pegel einfach nicht mehr aushalten und brach völlig verzweifelt in Tränen aus. Denn immer noch war ich überzeugt davon, daß lokal etwas nicht stimmt. Er spritzte mir ein Betäubungsmittel, damit der Schmerz wenigstens für ein paar Stunden auszuhalten wäre. Völlig am Ende verließ ich die Praxis und fuhr nach Hause. Dort rief ich meinem Mann an, weil ich einfach nicht mehr weiterwußte. Dieser wandte sich dann erneut an meinen Zahnarzt. Auch jetzt noch, obwohl es schon Abend war, reagierte Dr. Clausen sofort und faxte an eine Apotheke ein Rezept mit Schmerzmittel, die mir in dieser desolaten Situation helfen sollten. Leider musste ich micht jetzt wieder auf die Medikamente einlassen und fing an, Lyrica zu nehmen. Nun wurde meine Situation einigermaßen erträglich.

Auch meine Hausärzte versuchten, so gut sie es eben konnten, zu helfen. Diese empfahlen mir dann eine Schmerztherapeutin bei der ich auch schon einmal in Behandlung war. Ich erhielt für Februar einen Termin. Zwischenzeitlich  entschied sich Dr. Clausen doch für einen operativen Eingriff.  Dieser sollte im März 2015 erfolgen. Im Februar nahm ich dann meinen Termin bei der Schmerztherapeutin war. An diesem Tag ging es mir wieder einmal sehr schlecht. Nach einigen gezielten Fragen brach ich in Tränen aus und mir war einfach alles zuviel. Sie fragte mich, ob ich schon einmal darüber nachgedacht habe, mir das Leben zu nehmen. Ich antwortete, schon öfter darüber nachgedacht zu haben, erklärte ihr aber auch, daß ich dies meiner Familie niemals antun könnte. Aus den vorherigen früheren Gesprächen wußte sie schon viel über meine traumatischen Erlebnisse. Sie befürwortete einen stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik und meinte, dies würde mir gut tun. Ihr Standpunkt war, daß ich lernen müßte, mit den Schmerzen zu leben, welche durch die Psyche getriggert würden. Den operativen Eingriff am Oberkiefer lehnte sie strikt ab, weil sie vermutete, so würde der Schmerz noch mehr chronifiziert. Weiterhin hielt sie mich für suizidgefährdet und vereinbarte einen Termin in der dortigen Ambulanz, wo ich bei einem Oberarzt vorstellig werden sollte. Ich erklärte mich damit einverstanden. Darüber hinaus informierte sie auch meinen Hausarzt und meinen Gesprächstherapeuten und empfahl dort einen baldigen stationären Aufenthalt. Ich weiß, sie wollte mir nur helfen und ich hatte wirklich viele traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit, die ich vielleicht noch aufarbeiten muss. Aber die schlimmste Traumatisierung für mich war das Gefühl, immer wieder durchs Raster der Ärzte zu fallen, weil meine Schmerzen auf die Psyche zurückgeführt wurden. Irgendwie konnte und wollte ich dies nicht glauben. Ja, meine Psyche war angeschlagen, weil ich schon seit mehr als vier Jahren diese Schmerzen aushalten musste. Meine innere Stimme sagte mir, hier ist auch noch lokal etwas nicht in Ordnung. Nicht nur die Psyche ist der Auslöser. Als ich Dr. Clausen von dem Gespräch mit der Schmerztherapeutin erzählte, war er sehr erschrocken darüber, daß man mir zu einem stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik riet. Dies bestärkte ihn nun noch mehr, diesen operativen Eingriff vorzunehmen.

Auch ich entschied mich trotz aller Widrigkeiten für diese Operation, welche im März erfolgte. Dr. Clausen vermutete ja einen entzündlichen Prozess, aber was er dann so alles in meinem Kiefer vorfand, erstaunte ihn doch sehr. Zum einen war ein Loch in meinem Kieferknochen, aber nicht nur dies: Er entdeckte dort matschiges Knochengewebe, Fremdkörper und viel entzündliches Material, welches er entfernte. All dies hielt er fotografisch fest. Endlich wurde meine Vermutung bestätigt. Tatsächlich gab es einen lokalen Befund. So schnell, wie ich erhofft hatte ließen sich die Schmerzen, die ich ja jetzt schon über vier Jahre hatte, nicht eindämmen. Doch jetzt war ja auch erst einmal die Grundlage für eine irgendwie geartete Heilung geschaffen. Und ja, nun kommt wohl auch das Schmerzgedächtnis zum Tragen. Weiterhin spielt auch noch die Craniomandibuläre Dysfunktion mit hinein, die jetzt durch erneute Vermessungen und  Anfertigung einer neuen Schiene weiterverfolgt wird. Die Schnmerzsituation verbessert sich jedoch stetig. Ich werde wohl noch einige Zeit Geduld haben müssen, doch jetzt weiß ich, daß ich es mit der Hilfe von Dr. Clausen schaffen werde.

Ich meinerseits habe selten einen so ambitionierten Arzt und ein so tolles Mitarbeiterteam erlebt. Niemals hat er aufgehört, nach einer Verbesserung für meine schwierige Lage zu suchen. Er hat alles dafür getan und wird auch weiterhin alles dafür tun, damit  meine Lebensqualität erhöht wird und ich in baldiger Zukunft ein schmerzfreies Leben führen kann. Das Wichtigste für mich ist, Dr. Clausen hat mich immer und zu jeder Zeit ernst genommen. Auch hat er niemals geglaubt, daß die Psyche der Auslöser meiner Schmerzsymptomatik ist.

Es geht mir hier auch nicht darum, andere Ärzte oder Therapeuten schlechtzureden. Mit wenigen Ausnahmen, haben alle versucht, mir zu helfen und aus deren Sicht ihre Entscheidungen getroffen.

Ich meinerseits würde mir wünschen, daß manche Ärzte auch einmal über die Kirchturmspitze hinausschauen könnten und nicht nur auf ihr Erlerntes beharren, sondern dem Gefühl ihrer Patienten vertrauen würden, auch wenn es zunächst durch unsere medizinisch bildgebenden Verfahren nicht sichtbar gemacht werden kann.

Weiterhin wäre es schön, wenn die Kassen und Ärzte Krankheiten wie Craniomandibuläre Dysfunktion oder auch eine chronische Kieferostitis anerkennen würden. Damit könnte man wohl vielen noch leidenden Patienten helfen, die sicher nicht alle in der Lage sind, die dafür anfallenden Kosten selber zu tragen. Auch die Arbeit der Ärzte, die für die Anerkennung dieser Krankheiten kämpfen, würde dadurch erleichtert.

Ich weiß, auch ich bin noch nicht am Ende des Weges angelangt, aber jetzt werde ich es schaffen! Meine Lebensqualität hat sich um 80% gesteigert und mein Schmerzpegel ist momentan bei einer Skala von 10 auf 2-3 gesunken. Wenn dies so bleibt, und davon gehe ich aus, bin ich der glücklichste Mensch auf der Erde.

Ich bin jedenfalls froh, einen so versierten und auf seine Patienten eingehenden Arzt gefunden zu haben. Einen Arzt, der mir geglaubt hat und mich immer ernst genommen hat. Er und sein außergewöhnlich nettes Team verdienen meinen größten Respekt und meine Hochachtung.

Dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken! 

Die Patientin möchte aus persönlichen Gründen anonym bleiben. Wir akzeptieren diese Entscheidung und nennen daher ihren Namen und Wohnort nicht.

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