Zahnerhalt durch Wurzelkanalbehandlung

Wurzelziehen – für die meisten Menschen die vage Erinnerung eines Rechenganges aus dem Mathematikunterricht, für andere eine konkrete Erfahrung auf dem Zahnarztstuhl. Die Rede ist dann von der Wurzelkanalbehandlung mit dem Ziel, einen Zahn zu erhalten, dessen Zahnmark (Pulpa) bereits abgestorben oder irreversibel entzündet ist. Ohne eine Behandlung könnte sich die Entzündung über die Wurzelspitze und den Knochen ausbreiten und zu gefährlichen Abszessen und Schwellungen und weiterführenden Erkrankungen führen.

Was geht auf die Nerven?

Es gibt verschiedene Gründe für die Entzündung oder das Absterben der Pulpa. Ursachen können Traumata, also Unfälle oder Schläge sein, bei denen der Zahn abbricht und der Nerv verletzt wird oder an der Wurzelspitze abreißt. Auch thermische Reizungen und Schädigungen des Nervs durch das Beschleifen eines Zahnes können den Nerv schädigen. Seltener und sehr schwer zu behandeln ist eine Pulpa, bei der die Entzündung über eine tiefe Zahnfleischtasche in die Zahnwurzel eindringt.

Die häufigste Ursache für die Entzündung oder das Absterben der Pulpa ist ein nicht oder zu spät behandelter kariöser Defekt. Die Karies dringt dann tief in das Zahnbein ein und kann so den Wurzelkanal erreichen. Bei ganz kleinen Öffnungen des Wurzelkanals kann sich der Nerv noch selbst schützen, indem er sich zurückzieht und verkapselt. Mit Glück kann der Zahnarzt diese kleine Öffnungen ohne Wurzelbehandlung schließen. Bei größeren Kanalöffnungen ist eine Entzündung der Pulpa sehr wahrscheinlich. „Das muss noch nicht zwangsläufig mit Schmerzen verbunden sein“, erläutert die Lübecker Zahnärztin Dr. Stefanie Clausen-Kestermann, „doch eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Süßes, Saures, Kaltes und besonders gegen Warmes ist Anhaltpunkt für eine beginnende Pulpitis. Nicht selten stirbt das entzündete Zahnmark auch ab, ohne dass der Patient dies bemerkt.

Die Wurzel muss raus

Bei größeren Öffnungen des Wurzelkanals ist Handeln erforderlich. Ist die aus dem Nerv und Blutgefäßen bestehende Pulpa entzündet oder gar abgestorben, muss der Zahnarzt den Nerv entfernen. Dazu muss er die Länge der Wurzelkanal ermitteln. Die Wurzellänge wird in der Regel durch eine Röntgenaufnahme ermittelt. Diese Aufnahme lässt eine Berechnung zu, ob eine Wurzel komplett entfernt und ein Kanal vollständig gereinigt werden kann. Alternativ zur Röntgenaufnahme gibt es auch elektronische Messverfahren.

Nach der vollständigen Reinigung des Kanals mit speziellen Feilen werden desinfizierende Spüllösungen, bei Bedarf auch mit Antibiotika, in den Kanal eingespritzt. Meist wird der Kanal nicht bei der ersten Sitzung wieder richtig verschlossen, sondern für einige Tage mit medikamentösen Einlagen versehen. Nicht selten wird dieser Vorgang zwei bis drei Mal wiederholt.

Krone drauf

Ist sichergestellt, dass der Zahnkanal vollständig gereinigt ist, wird der Kanal komplett verschlossen. Dabei kommen meist spezielle flüssige Harze (Guttapercha) zum Einsatz. Während ein oberer Schneidezahn einen Wurzelkanal aufweist, haben Backenzähne in der Regel drei (unten) oder vier (oben) Wurzelkanäle. Daher muss die gesamte Prozedur entsprechend der Anzahl der Kanäle wiederholt werden. Ist das erfolgt, wird der Zahn mit einer Füllung verschlossen. Ist die Behandlung erfolgreich, kann der Zahn noch viele Jahre erhalten bleiben. „Langfristig ist bei einem solchen Zahn aber eine Krone empfehlenswert“, so die Zahnärztin. Der Zahn ist quasi tot und kann mit der Zeit porös werden und zerbrechen. Eine schützende Krone würde den Zahn schützen. Zudem ändert ein wurzelbehandelter Zahn seine Farbe. Eine Krone würde auch diesen Makel überdecken.

Ein Risiko bleibt

Auch bei sorgfältiger Arbeit gibt es keine hundertprozentige Erfolgsprognose. Durch unzugängliche Kanalabschnitte, besonders hartnäckige Mikroorganismen, Wurzelfrakturen, den Verlust der Füllung, erneute Kariesbildung und andere Gründe können sich erneut Entzündungen und Zysten bilden. In einigen Fällen kann eine Revision (erneute Wurzelfüllung) erfolgen, in anderen Fällen kann der Kieferchirurg mit eine Wurzelspitzenresektion, also der Entfernung der Wurzelspitze und des entzündeten Bereichs durch den Kieferknochen, erfolgreich sein. Doch diese Operation ist teuer. Während die gesetzliche Krankenkasse die Wurzelkanalbehandlung ohnehin nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen bezahlt, so leistet sie bei Wurzelspitzenresektionen generell nicht. „Es gibt schwierige Fälle, bei denen das Entfernen eine Zahnes und dessen Ersatz durch ein Implantat von Beginn an die bessere Lösung wäre“, gibt Dr. Clausen zu bedenken. Es gibt also mehrer Optionen bei einer Pulpitis. Nur eine sollte gänzlich ausgeschlossen werden – das Abwarten.

Genau die richtigen Ansprechpartner: Dr. Clausen und Partner in Lübeck

Dr. Clausen & Partner: Dr. Klaus-Peter Clausen (Master of Science für orale Chirurgie und Implantologie, rechts), Dr. Stefanie Clausen-Kestermann (Zahnärztin, Zertifizierte Implantologin) und Dr. Jan-Ole Clausen (Zahnarzt, Zertifizierter Implantologe, links).